Eine Sache sei diesen Zeilen vorausgeschickt: Der nun folgende Text soll nicht zum Konsum von LSD animieren und ist keine Werbung. Es handelt sich lediglich um meine privaten, freien Gedanken zu einem gewissen Aspekt bei dieser Thematik. Und nun los:
Früher, zu Zeiten des originalen Woodstock und den bunten Visionären in San Francisco, ging von dort die Botschaft bezogen auf LSD-Konsum aus: „Turn on, tune in, drop out“ – also kurz und zugegeben plakativ gesagt: „Nimm es und steig aus dem Mainstream und deiner gewohnten Wahrnehmung aus“. Dabei galt in den meisten Kreisen: Je höher die Dosis, desto besser für sich, sein Umfeld (welches am besten auch auf LSD ist) und die Weiterentwicklung der Welt hin zum von Hippies definierten „Guten“.
Heute, in Zeiten von noch extremerer Schnelllebigkeit und einem ausufernden Kapitalismus, gibt es diese Art von LSD-Konsumenten auch. Jedoch zu einem wesentlich kleineren Anteil als damals bezogen auf die Gesamtheit aller LSD-Konsumenten. (Das ist keine wissenschaftliche Statistik, lediglich meine Einschätzung.) Viel Aufschwung erlebt LSD vor allem abseits von Ritualen und Party-Settings: Im Alltag, vor allem im Arbeits-Alltag und dort speziell in intellektuellen Berufen. In diesem sind die Dosierungen (sehr) klein und minimal gehalten. Die Szene nennt es Microdosing. Es soll helfen, im (Berufs-)Alltag leistungsfähiger zu sein sowie kreativer und visionärer zu denken.
Für mich das Spannende ist hier folgendes: Während LSD damals zum größten Teil als Werkzeug propagiert wurde, um mit hohe Dosen aus der Mainstream-Gesellschaft auszusteigen, wird es heute mit Microdosing genutzt, um genau in dieser Mainstream-Gesellschaft besser zu funktionieren, mithalten zu können oder um starre Strukturen in neu gedachte Bahnen zu leiten.
Kurz und sehr vereinfacht gesagt: LSD macht all unsere Sinne empfindlicher und lässt sie mehr/anders miteinander kommunizieren. Dadurch sind sowohl das „Aussteigen“ als auch das „Mithalten“ möglich.
Ich persönlich hoffe, dass LSD in den nächsten Jahrzehnten von der Menschheit mehr und aufgeklärter genutzt werden darf, als die jetzige Rechtslage in den meisten Ländern vorsieht.
In Szenen wie der Psytrance-Szene kennen die Substanz LSD die meisten Menschen bereits und viele haben auch Teile oder das gesamte Potential der Substanz entdeckt. Keine Frage, es darf bei LSD auf einer Party darum gehen, die schöne Dekoration noch farbintensiver und lebendiger wahrzunehmen, weil sie dann spannender und beeindruckender aussieht. Aber dies kann natürlich niemals das einzige Anwendungsgebiet für LSD sein.
Denn es wäre unfair gegenüber einer Entdeckung wie dem LSD, es „nur“ als optisches Party-Update zu verwenden denn es kann – und ich denke ich übertreibe damit wirklich nicht – die Welt verändern: Durch neue Denkprozesse in den Köpfen der Menschen. Welche vorher höchstwahrscheinlich gar nicht möglich gewesen wären.
Zusammenfassend möchte ich die heutige Geschichte so abschließen: Interessant ist, wie sich der Zugang zu Thema Psychedelica und das Bild von LSD seit seiner Entdeckung und ersten Nutzung geändert hat. Nicht nur in der allgemeinen (politischen/gesetzlichen) Wahrnehmung, sondern vor allem unter langjährigen Nutzern selbst. Und das ist keine Überraschung, denn Mitreden und gestalten sollten jene Menschen, welche die Substanz KENNEN. Genau diese können LSD am besten beurteilen und haben somit die Verantwortung bzw. Möglichkeit, das psychedelische Abenteuer für sich selbst und zukünftige Nutzer verantwortungsvoll zu gestalten.